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Corale recondito heißt wörtlich übersetzt „heimlich versteckter Choral“. Das dem italienischen Klavierduo Paola Rocca/Luca Marchetti gewidmete Stück kreist von Beginn an um eine modale „Choralmelodie“, welche in wechselnder Art und Weise aus dem vielstimmigen Klanggewebe herausscheint. Es wird jedoch keine bestimmte Choralmelodie zitiert, vielmehr handelt es sich um eine Melodie im Sinne eines Chorals. Zu Beginn und zwischen den Formteilen erscheinen 10stimmige Akkorde in formal-gliedernder Funktion.
Cercando (suchend) basiert auf einer Grundreihe samt ihren kontrapunktischen Ableitungen. Ob in Skalen zusammengefaßt, ob als kantable Linie oder auch weit zerklüftet, jeder neue Ansatz speist sich aus dergleichen Quelle. Zentraler Baustein des Stücks sind die Klavier-Flageoletts. Flageolett-Töne als etwas Brüchiges, Latentes, Haltloses stehen für ein unsicheres Terrain (etwas ist auf der Suche). Sie prägen den ersten Teil des Stücks vollständig (hinzu kommen lange, angehauchte, tiefe Klarinettentöne dal niente, aus dem Nichts bzw. ins Nichts zurückführend, al niente). Im weiteren Verlauf werden die Flageoletts zu Brücken zwischen den einzelnen fester oder loser gefügten Formteilen.
In diesem Stück geht es um diverse Wechselwirkungen. Tonfolgen (Klangfelder) werden Akkorden gegenübergestellt; geformtes, thematisches und kontrapunktisches Material wird mit Tonleitern konfrontiert; Tonfolgen erscheinen als rasende Kaskaden, einzeln oder doppelt bzw. vierfach überandergeschichtet; Akkorde und Thematisches, Tonleitern und Akkorde überlagern und verdichten sich, gehen Symbiosen ein.